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AutorenbildKatharina Buhrke

Wellen der Herrlichkeit

Aktualisiert: 6. Jan. 2021


Ende des Jahres 2018 waren Denis und ich erneut zu einem Missionseinsatz in der Ukraine. Es stand ganz schön auf der Kippe, ob wir diese Reise überhaupt antreten oder nicht. Im Dezember 2017 während wir in Mozambique waren, erzählte uns ein Pärchen vor Ort über ihre Missionseinsätze zu denen sie immer in die Ukraine fahren. Sie machten das schon seit einigen Jahren. Sie sprachen darüber wie dankbar die Menschen vor Ort seien, wie sie Tuberkulosekliniken, Psychiatrien und Kinderheime besuchen, wie sie diese versorgen und dort in der Kraft der guten Botschaft Gottes dienen. Wir waren ganz hin und weg und unser Herz sprang in unserer Brust, wir wollten das nächste Mal mitkommen.

Nun knapp 10 Monate später war es so weit. Denis und ich haben irgendwie all die Monate nicht darüber gesprochen. Unsere Finanzen waren aufgebraucht, wir steckten mitten drin in großen Herausforderungen was unsere Wohnsituation angeht, und arbeiteten viele Überstunden was viele Projekte und Kraft konsumierte, für Dinge die wir eigentlich noch parallel machen wollten. Menschlich sprach viel dafür, dieses Mal nicht zu fahren.

Vertrauen oder Kontrolle?

Während eines Spazierganges diskutierten Denis und ich, was wir nun tun würden. Mein Standpunkt war klar, ich war überzeugt wir sollten dahin. Dennoch war ich nicht bereit zu der Reise einzuwilligen, wenn Denis weiter an seinen Ängsten festhalten möchte. Denn zu den oben genannten Schwierigkeiten gesellten sich bei Ihm noch zusätzlich Ängste bezüglich der Rahmenbedingungen. „Was ist, wenn wir so viel Geld zahlen und in runtergekommenen Baracken schlafen müssen. Was ist, wenn wir so viel Geld zahlen und in unserer Freiheit wir selbst sein zu dürfen eingeschränkt werden oder nur Brot oder so zu Essen bekommen. Wir kennen die Leiterschaft unter der wir arbeiten werden nicht. Was ist, wenn wir stark durch ihren Leitungsstil eingeschränkt werden.“

Natürlich sind das alles "nebensächliche" Gedanken, aber natürlich konnte ich ihn auch verstehen. Viel Geld oder hohes Investment entspricht gleich hoher Anspruch, wenig Geld oder geringes Investment gleich niedriger Anspruch. Logischer Gedankengang. Würde uns das Garnichts kosten, dann wäre die Bereitschaft vor Ort alles mitzumachen und unter Umständen bestimmte Gegebenheiten zu ertragen höher, als wenn die eigenen Ressourcen dabei draufgehen. Vielleicht kannst du dich auch ein klein bisschen in diesen Gedanken wiederfinden.

Jedenfalls war ich nicht bereit unter dieser innerlichen Einstellung zu fliegen. Wir hätten diese Fragen nicht vorher noch konkret klären können, die Zeit war knappt und eine Entscheidung musste her. Mir war es wichtig, dass wenn wir uns auf diese Reise einlassen, dass wir das Geld komplett loslassen, dass wir die Kontrolle und alle Ansprüche komplett loslassen, dass wir uns der Welle einfach hingeben und sie reiten.

Schließlich hatte ich keine Lust darauf, vor Ort bei jedem bisschen wo den Ansprüchen nicht genüge getan wird, mir Gejammer und Gemecker anzuhören.

Mein Körper bebte und ich stellte keine Fragen mehr

Den einen Abend auf der Konferenz in der Ukraine lehrte unser Leiter Ken in der Versammlung. Plötzlich und aus dem Nichts, völlig zusammenhangslos, zumindest augenscheinlich, fing er an zu Pfeifen. Er pfiff eine ganze Weile. Mal melodisch, mal einfach tönend. Er schien wie weg zu sein, als hätte er das „Publikum“ vergessen. Ich schloss meine Augen und sah das Bild der offenen Hand mit der riesen Perle darin, die zu einem Körper gehörte der in den Wellen versank. Ich verstand das Bild nicht und das blieb tatsächlich auch ziemlich lange. Aber ich hörte in meinem Herzen, „bitte male dieses Bild für mich.“

Diese Stimme und diese Anweisung kannte ich und willigte sofort ein, dass ich das tun werde. „Wie soll ich dieses Bild nennen?“

„Waves of Glory “, war die direkte und deutliche Antwort.

Ok. Immer noch verstand ich das Bild nicht und sah auch keinen Zusammenhang zwischen dem Titel und dem Inhalt. Somit zweifelte ich augenblicklich an diesem Namen. Genau in dem Moment, als ich mich fragte ob das wirklich der Titel sein sollte, hörte unser Leiter Ken auf zu pfeifen, hielt inne und sagte von der Bühne aus „Waves of Glory“, komplett ohne Zusammenhang, ohne Erklärung. Er wartete einen kurzen Moment, und als ob nichts gewesen wäre, fuhr er dann mit seiner Botschaft fort. Ich war geschockt. Mein Körper bebte leicht. Ich habe immer noch nichts verstanden, aber auch nichts mehr hinterfragt. Als ich Zuhause war kaufte ich mir eine Leinwand und war bereit loszulegen.

Ein Prozess des Aufgebens und des Schmerzes

Als ich vor der leeren Leinwand stand, bemerkte ich bereits, dass ich bei diesem Bild wieder deutlich anders vorgehen werde, als ich es gewohnt war. Was und wie wusste ich noch nicht. Ich nahm den Bleistift um meine Skizze auf der Leinwand anzufertigen und bat den Geist Gottes die Führung zu übernehmen. Ich skizzierte die Hand und zog einen Kreis für die Perle. Interessanter Weise konnte ich bereits zu diesem Zeitpunkt sagen, das abgesehen von den Elementen Hand, Perle, Welle, das Bild welches mir bevorsteht zu malen, deutlich von dem abweichen wird was ich ursprünglich sah. Ich war komplett losgelöst von der Komposition die ich in meiner Vorstellung und war ganz frei diese Welle so zu reiten wie sie kommt. Als ich zu meinem gewohnten Medium Acryl greifen wollte, holte ich stattdessen ein Set Ölfarben hervor. Dieses Bild sollte auf Öl basieren. Ich begann meine Blautöne zu mischen und fing einfach an das Wasser zu gestalten. Ich hatte nichts vor Augen, wusste nicht wie es aussehen wird, sondern hatte einfach Spaß daran eine Farbnuance mit der nächsten zu verbinden. Ich stellte keine Fragen, sondern folgte lediglich den Impulsen der Bewegung die auf der Leinwand entstand. Nach einer Zeit war ein wunderschönes Farbspiel aus Blau- und Grüntönen rund um die Hand und die Perle entstanden. Ich genoss die Schmierfähigkeit der Ölfarben und wie ich diese auf der Leinwand modulieren konnte.

Nun war die Hand an der Reihe. Licht und Schatten und zum Handgelenk hin viel Detail in den einzelnen Hautfalten. Ich suchte nach einem Referenzbild für die Perle. Schnell stellte sich heraus, dass ich keines finden werde, denn die Perle reflektiert schließlich ihre Umgebung. Wieder folgte ich dem Flow, noch nie vorher habe ich eine Perle gemalt und war somit nicht sicher. Als sie fertig war konnte ich nur staunen.

Aber irgendwas fehlte noch.

Lass ALLES los - male drüber

Ungefähr in dem Stadium des Bildes als ich begann die Perle zu malen, fing ich an zu verstehen was dieses Bild überhaupt bedeutet.

Der Geist Gottes erinnerte mich an ein Gleichnis, also an eine beispielhafte Geschichte, die Jesus mal über das Königreich Gottes erzählt hat.

Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine besonders wertvolle Perle fand, ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte sie. (Matthäus 13, 45-46)

Was mich in diesem Gleichnis echt grübeln ließ, ist der Fakt, dass dieser Kaufmann ALLES verkaufte was er hat um diese Perle zu haben. Ich stellte mir das sprichwörtlich vor und dachte, das mache überhaupt keinen Sinn. Denn dieser Vorstellung entsprechend, müsste dieser Kaufmann mit einer Perle in der Hand nackt dastehen und nichts mehr haben als diese Perle. Warum sollte das jemand tun. Denn obschon die Perle sehr wertvoll ist, würde er ja nicht gleich am nächsten Tag hingehen und sich davon Kleidung und zu Essen kaufen. Denn so macht es keinen Sinn, dass er sich diese Perle überhaupt erst gekauft hatte. Darüber hinaus, wenn diese Perle wirklich besonders wertvoll war, dann hat er ja wirklich sehr viel Besitz aufgegeben, um sie zu kaufen. Er muss reich gewesen sein. Was hat er begriffen, was ich hier nicht verstehe?

Ich sah das Bild weiter an und überlegte wie ich die brechende Welle jetzt noch einbringe. Auch hierzu hatte ich kein Referenzbild, und zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal mehr ein Bild dazu im Kopf. Also fing ich einfach an. „Herr führe meine Hand.“

Ehrlichgesagt, es war irgendwie schmerzhaft. Die ersten Pinselstriche waren auf der Leinwand und ich begann die Welle über die zuvor detailreich, gemalte Hand schlagen zu lassen. Nicht nur über die Hand, auch die Perle sollte nicht verschon bleiben. Die Welle wuchs größer und größer und ich konnte nicht fassen was ich da tue. Zudem nahm die Welle eine Form an, die für mich völlig unnachvollziehbar ist. In meinem Kopf hallten die Worte „er verkaufte ALLES.“

Ein Tausch von Allem gegen Alles

Der Kaufmann muss davon überzeugt gewesen sein, das für alles gesorgt ist, das er nachdem er die Perle gekauft hat, keinen Mangel in irgendwas haben wird. Er muss davon überzeugt gewesen sein, dass das was er erworben hat, vermutlich noch mehr Wert war, als was er zuvor besessen hat. Mehr als was er hatte, konnte er nicht geben, aber da er ALLES gab, wäre er sicher auch bereit gewesen mehr zu geben. Alles was er hatte war jedoch ausreichend. Er war nicht die Summe seines Besitzes, sein Besitzt war nicht seine Identität und dennoch, logisch betrachtet würde ihn der Verkauf seines gesamten Besitzes in eine Position bringen in der er sich komplett machtlos und absolut hilfebedürftig wiederfinden würde. Wer bist du wenn du absolut nichts hast? Was bleibt übrig?

Der Kaufmann hatte einen Schatz gefunden, aber was hat er von dieserm Schatz?


Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. (Philipper 2,6-8)

„Entleert“ ist ein Übersetzter Begriff der dem griechischen Begriff „kenosis“ zu Grunde liegt. Was damit beschrieben wird ist, dass Gott selbst in der Gestalt des Menschen Jesus sich von seiner „Gottheit“ leer gemacht hat. Er hat seinen Thron im Himmel verlassen um in der Form eines Menschen selbst auf die Erde zu kommen. Und das nicht irgendwie, sondern er durchlief selbst die Stationen des Manneswerdens. Er kam als Baby, komplett hilfebedürftig auf die Welt, durchlief die Pubertät, kämpfte mit allem Möglichem womit wir Menschen auch kämpfen. Er kam nicht um seine eigene Agenda durchzuboxen, sondern um der Menschheit zu dienen. Um am Ende seines Wandels als Mensch den Preis zu zahlen, welchen die Gerechtigkeit verlangte, denn kein Mensch hat es bisher geschafft, keine Schulden Gott gegenüber anzuhäufen. Sein ganzes Werk soll dazu führen, dass wir Menschen wieder versöhnt mit Gott dastehen, das heißt Schuldenfrei vor ihm zu sein. Die Schulden wurden bezahlt.

Jesus wusste in seiner Zeit hier auf Erden – welche limitiert ist, und in welcher er sich selbst auferlegten Limits folgte, jeder Zeit fähig seine Mission abzubrechen – dass der Gewinn größer ist als das was er aufgegeben hat.


Als er dann hier auf Erden war, hat er seine Rechte niedergelegt, diesmal seine Rechte wiederum als Mensch, sein Recht zurück zu schlagen, sein Recht jemanden zu verurteilen, sein Recht sich die Dinge mit Gewalt zu nehmen, welche rechtmäßig ihm gehörten. Er rebellierte nicht gegen die Misshandlungen durch seine Feinde und machte sogar deutlich, dass in Wahrheit niemand ihm das Leben nimmt, sondern dass er es freiwillig gibt.

Was ist es wert

Du bist die Perle, du bist es Wert, alles aufzugeben, das jemand sein Leben für dich niederlegt. Er tauschte sein Leben ein, damit du Leben kannst. Alles wo die Gerechtigkeit gegen dich spricht und sagt: „Strafe!“, da hat er diese auf sich genommen. Obwohl er Schuldlos war, hat er die Strafe für dich abgesessen, damit du frei sein kannst. Und wenn der Ankläger kommt, der dich anklagen möchte, kannst du dich auf deinen Retter berufen und sagen: „er hat schon meine Strafe abgesessen, diskutier das mit ihm“.

Genauso wie du die Perle in der Hand Gottes bist, genauso ist er und sein Reich die Perle in deiner Hand. Genauso wie es schmerzhaft für Jesus war durch den Prozess sein "Leben nieder zu legen“ zu gehen, genauso kann es für dich schmerzhaft sein, Dinge aufzugeben, aus denen du vermeintliche Sicherheit und Wohlergehen ziehst.

Genauso wie er alles dazugewonnen hat, als er alles aufgegeben hat, genauso gewinnst du alles was der Himmel und das Leben für dich bereithält, wenn du bereit bist das irdische und vergängliche nieder zu legen.

Gott ist real und Jesus ist die Wahrheit. Seine Liebe für dich ist grenzenlos, unverfälscht und ohne Egoismus. Bitte ihn, dir ganz persönlich zu erklären, was es für dich bedeuten würde ALLES zu bezahlen, damit du am Ende etwas in der Hand hast, was dich komplett sorgenlos über dein morgen und die Zukunft sein lässt. Sodass du da stehst wie der Kaufmann, der weiß, dass das was er nun hat, mehr wert ist, als das was er je hatte oder selbst erwerben oder erreichen könnte.

Was wurde nun aus den anfänglichen Bedenken?

Was soll ich sagen? Wir entschieden zu fliegen, legten die paar tausender auf den Tisch und Denis willigte ein alles nieder zu legen und zu vertrauen. Allerdings, so wie wir Menschen manchmal sind, ein Tag vor Abflug kamen alle Sorgen wieder hoch und ich bekam die Krise.

Abschließend kann jedoch gesagt werden, dass diese Reise eine der besten oder bislang die Beste Erfahrung mit Missionsdienst und Leiterschaft war, die wir zusammen jemals erlebt hatten. Wir sind so dankbar und genossen jeden einzelnen Tag. Wir konnten der Leiterschaft vertrauen und uns fallen lassen und was noch eindrucksvoller war, sie vertrauten uns und sorgten so gut für uns. Es war eine super anstrengende Zeit. Wir haben unseren Körpern jeden Tag so viel abverlangt, jedoch hatten wir Kapazitäten wie man es vom „frisch verliebt“ sein kennt.

Kleiner Nachsatz

Das Bild enthält weitere Elemente die zu mir sprechen. Ich sehe weitere markante Hinweise die ich nicht alle in diesem Artikel aufgelöst habe. Sei frei über die Elemente selbst nachzudenken und das Bild mit den Bibelstellen und dem Gleichnis zu verbinden und sie werden sich für dich nach und nach aufschlüsseln.


 


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